Meine Familie kommt aus Anatolien, der Osttürkei. Dort bin ich auch geboren.

Wir sind jesidischen Glaubens und wurden deswegen verfolgt. Meine Familie war von sehr viel Gewalt betroffen. Meine Eltern haben aus diesem Grund entschieden, nach Deutschland zu gehen. Mein Onkel war bereits als Gastarbeiter hier, so dass wir hier Asyl gesucht haben. Ich war zu diesem Zeitpunkt drei Jahre alt.

Unsere erste Wohnung war sehr klein, wir haben mit 10 Kindern in einer 2-Zimmer-Wohnung gewohnt. Wir vier Jüngeren mussten zu zweit im Bett schlafen.

Bereits mit dem 3. Lebensjahr konnte ich schon sehr gut sprechen. Es fiel mir leicht, die deutsche Sprache zu lernen, ich war viel mit deutschen Kindern zusammen und besuchte die Vorschule. Und als ich in die Grundschule kam, konnte ich mich gut verständigen. In dieser Zeit lernte ich ein deutsches Ehepaar kennen, das sich viel um mich gekümmert hat, sie waren für mich „meine deutschen Eltern“. Sie haben Ausflüge mit mir gemacht und mir bei den Schulaufgaben geholfen. Ich habe es genossen, wie ein Einzelkind beachtet zu werden.

Als ich in die Pubertät kam, machten mir ausländerfeindliche Sprüche sehr zu schaffen. Ich wollte meine Herkunft und Religion nicht verleugnen und verstand nicht, warum ich damit angefeindet wurde. Heute gehe ich anders damit um.

Während der Schulzeit habe ich die deutsche Staatsangehörigkeit beantragt und auch bekommen.

Nach Beendigung der Schule mit FOR-Qualifikation habe ich eine Ausbildung mit Fachabitur gemacht und in meinem Beruf gearbeitet. Weitere Fortbildungen ermöglichen mir, meinen Beruf qualifiziert auszuüben.

Meine Eltern sehnen sich oft, in die Heimat zurückkehren zu können, was ihnen aber durch die Verhältnisse verwehrt ist. Sie sind in einem Alter hierher gekommen, in dem sich die Traditionen und Lebenseinstellung schon gefestigt hatten. Aber ich wurde von ihnen immer darin unterstützt, mir Bildung anzueignen und selbständig zu sein. Für mich ist Deutschland, das Land, in dem ich leben möchte. Hier habe ich Religions- und Meinungsfreiheit, meinen Beruf, meine sozialen Kontakte und meine Familie. Ich habe hier erlebt, dass ich durch Integration ein gutes Leben führen kann und wünsche mir das auch für meine späteren Kinder.

(Die Autorin ist Kurdin. Sie möchte unbekannt bleiben. Sie möchte nicht, dass die Details der Verfolgung und Flucht ihrer Familie bekannt werden.)

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